samedi 19 février 2011
wie unwahrscheinlich
spannend, aber eben auch wie unfassbar schwierig es sein muss, in einem Land wie Ägypten mit der Einwohnerzahl von Deutschland auf einer riesigen Fläche mit allenfalls mäßiger Infrastruktur ein demokratisches Parteiensystem aus dem Ärmel zu schütteln! In sechs Monaten wollen die Militärs wählen lassen; den Protestierenden ist das sogar noch zu spät. Sechs Monate um Parteien zu gründen, Programme zu schreiben, Kandidaten aufzustellen und die Übergangsregierung weiß heute noch nichtmal, ob sie erst ein Parlament oder erst ein Staatsoberhaupt wählen lassen soll. Gibt es eigentlich eine liberale politische Jugendorganisation in Ägypten?
dimanche 16 janvier 2011
ich kann mich
noch gut an den schreckhaften Artikel von Josef Joffe in der Zeit erinnern, der gestand, dem damals jungen Sender "AlJazeera English" als Berater zur Seite gestanden zu haben, als sei das unanständig. Der arabische Sender selbst war zu dem Zeitpunkt bereits bekannt durch Videobotschaften von Bin Laden und anderen Islamisten. Ich habe das damals zur Kenntnis genommen, ohne mir vorstellen zu können, dass der englischsprachige Nachrichtensender 2011 zu einer meiner liebsten Informationsquellen aufsteigen würde. Die Seite ist wirklich gut gemacht und liefert vor allem Nachrichten aus Winkeln des Globus, die in den deutschen Medien ausgeblendet werden. Die Informationsdichte ist um Größenordnungen höher als bei allen amerikanischen Medien, die ich online rezipiere und die Interviewpartner sind mittlerweile genauso hochkarätig.
Bestimmt ist ab und zu ein Bias drin, aber das gilt für unsere Medien mit Sicherheit auch. Insgesamt ist der Sender heute ein großer Beitrag zur Völkerverständigung und zu friedlicher Globalisierung, möchte ich meinen. Eine spannende Fußnote ist dabei, dass AlJazeera zwar nicht öffentlich-rechtlich, aber privat co-finanziert ist und keinen Gewinn machen muss; er tut es wohl auch nicht. Qualitätsjournalismus ohne Boulevard ist im großen Stil möglicherweise nicht dauerhaft mit hohen Profiten zu vereinbaren. Das muss auch eine Liberale anerkennen.
Bestimmt ist ab und zu ein Bias drin, aber das gilt für unsere Medien mit Sicherheit auch. Insgesamt ist der Sender heute ein großer Beitrag zur Völkerverständigung und zu friedlicher Globalisierung, möchte ich meinen. Eine spannende Fußnote ist dabei, dass AlJazeera zwar nicht öffentlich-rechtlich, aber privat co-finanziert ist und keinen Gewinn machen muss; er tut es wohl auch nicht. Qualitätsjournalismus ohne Boulevard ist im großen Stil möglicherweise nicht dauerhaft mit hohen Profiten zu vereinbaren. Das muss auch eine Liberale anerkennen.
nun spricht
die katholische Kirche allen Ernstes Johannes Paul selig. Hat man nicht früher wenigstens gewartet, bis so eine Leiche kalt geworden ist, um jemanden Richtung Heiligkeit zu promovieren? Es sollten doch zumindest auch alle Menschen verstorben sein, mit denen sich der Heiligen-Anwärter ganz weltlich gestritten oder befreundet haben könnte. Sonst erscheint es mir allzu profan.
jeudi 13 janvier 2011
vielleicht wird
die Angst, einmal selbst angeschossen zu werden, die Mitglieder der amerikanischen Politikelite nun doch dazu bringen, den Zugang zu Waffen zumindest ein bisschen einzuschränken in ihrem so seltsam aggressiven Land.
jeudi 30 décembre 2010
und wieder
schicke ich mich an, meine Gedanken im J&L zu veröffentlichen. In der kommenden Ausgabe wird es mir um Wikileaks gehen.
mercredi 29 décembre 2010
zu meinem
großen Vergnügen und - eben darum - zu meinem Entsetzen, habe ich große Freude an der Entdeckung, dass man in den Niederlanden Oreos auch in einer Version kaufen kann, in der sie mit weißer Schokolade umhüllt sind. Ein solcher Keks deckt schätzungsweise den Kalorienbedarf eines Mitteleuropäers für eine halbe Woche und den Bedarf an gesättigten Fettsäuren für ein ganzes Jahr. Aber, pervers as it may be, habe ich mich hinreißen lassen. Gut, dass es sowas im schönen Franken nicht zu kaufen gibt.
jeudi 9 décembre 2010
nachdem ich gestern
von jemandem, dessen Meinung für mich immer ein ganz wichtiger Gradmesser für politische und moralische Entscheidungen war, für meine Zustimmung zu Wikileaks kritisiert wurde, folgt nun hier eine längere Auseinandersetzung mit eben dieser Plattform.
Ich war schon vor dem bekannten Video großer Wikileaksfan und bin auch aktuell noch Anhängerin, wenngleich ich die Stimmen nachvollziehen kann, denen die aktuelle Veröffentlichung von Botschaftskorrespondenzen zu weit geht. Weniger weil es sich um Staatsgeheimnisse handeln mag, sondern vor allem deswegen, weil eben auch private Schicksale betroffen sind von Menschen, die sehr wohl ein Recht auf Privatheit haben.
Was mich an Wikileaks fasziniert ist die Offenlegung der extremen Informationshoheit, die sich Staaten und multinationale Konzerne herausnehmen. Die vollkommene Ohnmacht des Individuums diesen Akteuren gegenüber zeigt sich bei Aktivitäten von Geheimdiensten und in Kriegen besonders stark, wo staatliches Handeln, schon weil es geheim ist, der demokratischen Kontrolle weitgehend entzogen ist. Wie soll denn ein Amerikaner abstimmen, wenn er gegen Geheimgefängnisse ist? Und wie soll ein Europäer abstimmen, wenn er nicht in ein amerikanisches Geheimgefängnis gesteckt werden möchte? Macht korrumpiert; auch demokratische Staaten. Und Wikileaks, gerade indem es die Machtfrage spiegelt und eine solche Zumutung für unsere eingefahrenen Denkstrukturen darstellt, führt uns diese Machtasymmetrie vor Augen.
Deswegen finde ich die Plattform gut, obgleich ich weder Anarchistin bin, noch jede einzelne Veröffentlichung sinnvoll finde.
Ich war schon vor dem bekannten Video großer Wikileaksfan und bin auch aktuell noch Anhängerin, wenngleich ich die Stimmen nachvollziehen kann, denen die aktuelle Veröffentlichung von Botschaftskorrespondenzen zu weit geht. Weniger weil es sich um Staatsgeheimnisse handeln mag, sondern vor allem deswegen, weil eben auch private Schicksale betroffen sind von Menschen, die sehr wohl ein Recht auf Privatheit haben.
Was mich an Wikileaks fasziniert ist die Offenlegung der extremen Informationshoheit, die sich Staaten und multinationale Konzerne herausnehmen. Die vollkommene Ohnmacht des Individuums diesen Akteuren gegenüber zeigt sich bei Aktivitäten von Geheimdiensten und in Kriegen besonders stark, wo staatliches Handeln, schon weil es geheim ist, der demokratischen Kontrolle weitgehend entzogen ist. Wie soll denn ein Amerikaner abstimmen, wenn er gegen Geheimgefängnisse ist? Und wie soll ein Europäer abstimmen, wenn er nicht in ein amerikanisches Geheimgefängnis gesteckt werden möchte? Macht korrumpiert; auch demokratische Staaten. Und Wikileaks, gerade indem es die Machtfrage spiegelt und eine solche Zumutung für unsere eingefahrenen Denkstrukturen darstellt, führt uns diese Machtasymmetrie vor Augen.
Deswegen finde ich die Plattform gut, obgleich ich weder Anarchistin bin, noch jede einzelne Veröffentlichung sinnvoll finde.
mardi 7 décembre 2010
meine begeisterung
für Sabine Leutheusser-Schnarrenberger zeigt einmal mehr, dass der abgedroschene Begriff der "Authentizität" bei einem Politiker eben doch etwas bedeutet. Sie wirkt ungemein ehrlich und wahrhaftig sowohl im direkten Kontakt wie auch, wenn sie vor einer großen Menge spricht.
vendredi 3 décembre 2010
obgleich ich
zugestehe, dass auch ich ein bisschen überwältigt bin von der Veröffentlichung der Botschaftskommunikation durch Wikileaks bleibe ich dabei, das Projekt ungemein emanzipatorisch zu finden. Wir leben in spannenden Zeiten.
mardi 23 novembre 2010
übrigens
empfinde ich Fliegen zunehmend als Zumutung. Sicherlich - in die USA zu fliegen war bestimmt besonders schlimm. Aber von Schuhe-Ausziehen, BH betatschen und untersuchen lassen müssen, barfuß durch den Flughafen laufen zu sollen und sich von dummen Hühnern in blauen Hemden mit einem Metalldetektor auf die Füße klopfen zu lassen wie ein Stück Vieh, war alles dabei. Auch, dass neben mir lauter Herren peinlich lächelten, während sie ihre Gürtel auszogen, fand ich unmöglich. Ich fand es insgesamt insgwürdelos. Und unzumutbar. Zumal unter meinem Sitz ja anscheinend quasi unüberprüfte Pakete aus Drittländern mitreisen durften, wie wir nun wissen.
heute ist ein
Tag, mit der Regierung zufrieden zu sein: Das Datensammelmonster ELENA wird ausgesetzt! Sehr schön. Jetzt nur noch hart bleiben bei der Vorratsdatenspeicherung und alles wird gut.
mercredi 10 novembre 2010
entgegen meinen
Erwartungen muss ich sagen, dass Fox News bei allen offensichtlichen Schwächen der Sender zu sein scheint, der die relevantesten Nachrichten bringt. CNN innerhalb der USA ist mit CCN International, auch ausweislich der Beschreibung, die bei der CNN-Tour in deren Headquarters am Sonntag bekam, nicht zu vergleichen. Sie sprechen dort den lieben langen Tag über Haustiere und Morde in der Nachbarschaft, das Wetter und die angeblichen oder tatsächlichen Schwächen der Berichterstattung anderer Sender - hauptsächlich eben Fox News oder MSNBC. ABC ist recht ähnlich. MSNBC kriege ich hier nicht im Hotel. Und Fox ist zwar etwas tendenziös, vor allem, wenn es um Obama geht, aber sie bemühen sich, relevante Dinge anzusprechen und nicht nur Gossip. Insgesamt scheint es allerdings die Wahl zwischen Pest und Cholera zu sein.
Ein Königreich für die Tagesschau!
Ein Königreich für die Tagesschau!
samedi 6 novembre 2010
auf der
Plusseite fällt mir immer wieder auf, wie unwahrscheinlich höflich sie sind. Selbst der Immigrations-Beamte war extrem liebenswürdig gestern. Ich habe mich auch einwickeln lassen, als er ganz selbstverständlich begann, mich nur noch mit "Doctor" anzusprechen ob meines Berufs. So ganz ohne Zusätze wie "Frau" oder eben meinen Nachnamen klang das zwar fremd aber auch lustig amerikanisch.
erste eindrücke aus
dem sogenannten Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Sie haben zwar für zehn bis zwanzig Prozent ihrer Bevölkerung keine medizinische Versorgung - und es laufen für mein Gefühl auch wirklich mehr Menschen herum und arbeiten, die offensichtlich humpeln oder psychisch krank zu sein scheinen oder unkorrigierte Hüftfehlstellungen haben - aber dafür hängt im Flughafen in Atlanta alle 50m ein Defibrillator rum. Das scheint mir ein bisschen kurzfristig gedacht.
Sie haben zwar für zehn bis zwanzig Prozent ihrer Bevölkerung keine medizinische Versorgung - und es laufen für mein Gefühl auch wirklich mehr Menschen herum und arbeiten, die offensichtlich humpeln oder psychisch krank zu sein scheinen oder unkorrigierte Hüftfehlstellungen haben - aber dafür hängt im Flughafen in Atlanta alle 50m ein Defibrillator rum. Das scheint mir ein bisschen kurzfristig gedacht.
mercredi 20 octobre 2010
heute hatte
ich leider eine Gruppe aus elf Studenten zu ertragen, von denen mindestens fünf wirklich unheimlich unmotiviert waren. Mit mir muss es nichts zu tun haben, da die erste bereits eine Minute nachdem ich (zu Beginn des Kurses) meine Unterschrift gab, wegschlich. Besonders traurig daran ist, dass es sich um einen Untersuchungskurs mit freiwilligen Patienten handelt, bei dem man unheimlich viel lernen kann. Manche Fehlleistungen von Kollegen erklären sich natürlich im Nachhinein aus solchen Erlebnissen. Wahrscheinlich muss man leider die Daumenschrauben bei Prüfungen am Patientenbett anziehen, damit die Motivation, etwas zu lernen steigt. Zumindest untersuchen sollte nämlich jeder Arzt können.
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